Befreiungsschlag missglückt

4. November 2023

Bericht: Kevin / LokalDirekt

Foto: Marvin Schüle / LokalDirekt

Und täglich grüßt das Murmeltier: Die SGSH Dragons wachen erst Mitte der ersten Hälfte auf, steigern sich in Hälfte zwei und stehen nach 60 Minuten gegen die TSG A-H Bielefeld nach einem 24:27 (14:18) abermals mit leeren Händen dar.

Die SGSH eröffnete das Spiel mit dem Anwurf und steuerte zunächst von rechts auf das linke Tor zu. Nachdem im ersten Versuch die Führung noch misslang, zielte Erik Blaauw im nächsten Anlauf etwas genauer und versenkte die Murmel zur Führung im Netz (2.). Die Gäste aus Bielefeld zeigten sich davon allerdings unbeeindruckt und egalisierten postwendend. Durch technische Fehler in der Sauerländer Hintermannschaft gerieten die Dragons rasch in die Situation, die tunlichst vermieden werden sollte: man lief dem Rückstand hinterher (1:3, 4.). Zwar verkürzte Philipp Jaeger kurze Zeit später über den fallenden Gästekeeper hinweg, doch binnen 18 Sekunden warfen die Gäste aus Bielefeld zwei weitere Tore zum 2:5 – Dmytruszynski nahm, wie schon in den Wochen zuvor, früh die erste Auszeit (6.).

Vorne musste es dann im Anschluss der Punkt richten, Tobias Schetters stellte via Siebenmeter auf 3:5 (8.). Auf der Gegenseite konnte – oder vielmehr musste – Hendrik Halfmann sein Können unter Beweis stellen, aber auch er konnte den nächsten Gegentreffer nicht verhindern (3:6, 10.). Die TSG spielte ruhig und baute das eigene Spiel mit viel Ruhe auf – manchmal etwas zu ruhig: Nach Zeitspielpfiff verkürzte Jaeger auf 4:6 (11.). Allein, es gelang den Drachen nicht, richtig am Ball zu bleiben und Schlüsselszenen für sich zu entscheiden. Die Gäste nahmen das dankend an und stellten wieder auf +3, und wie: mit dem Rücken zum Tor am Kreis stehend schlug der Ball per Rückwärtswurf in der rechten Ecke des SGSH-Gehäuses ein (5:8, 13.). Das ging in diesen Situationen zu einfach.

Einer, der sich auflehnte, war in dieser Phase Lutz Weßling. Im Alleingang brachte er die Drachen kurzzeitig wieder bis auf einen Treffer heran und zwang die TSG zur Auszeit (13.). Als Hendrik Halfmann im Anschluss auch einen fälligen Siebenmeter parierte, schien es zunächst, als könnten die Sauerländer ein wenig Momentum generieren. Schnell aber ließ die TSG drei weitere Tore folgen – auch, weil die SGSH zwischenzeitlich nach Zeitstrafe in Unterzahl agieren musste (8:11, 17.). Die Dragons kamen Mitte der ersten Hälfte besser in die Partie – ein mittlerweile bekanntes wie wiederkehrendes Phänomen. An diesem Abend kam bisweilen einfaches Pech hinzu: Nachdem Lüsebrink auf 9:11 verkürzt hatte, gewann die SGSH die Pille am Kreis und wollte das Spiel schnell machen. Aufgrund eines Anzeigefehlers in der Halle aber nahm das Gespann das Tempo raus und unterbrach das Spiel (19.).

Und wenn die Dmytruszynski-Sieben dann doch traf, zeigte sich der Gast aus Bielefeld zumeist geradlinig und traf seinerseits im direkten Gegenzug. Nach zwanzig Minuten befanden sich die Schalksmühler in Unterzahl und mussten das 10:13 schlucken, ließen die Köpfe aber nicht hängen und versuchen vehement weiter den Weg nach vorne. Der Ertrag war Dommermuth 11:13 und, in Überzahl, der 12:13-Anschluss durch Schetters, der das leere Tor sah und sich die Gelegenheit nicht nehmen ließ (22.). Unter dem Strich waren die Gäste hier aber einfach effektiver und kaltschnäuziger vor dem Tor, sodass es nach dem zwischenzeitlichen 13:14 rasch 13:17 in Halver stand. Mental eine echte Aufgabe, nach mehreren deutlichen Rückständen und Aufholjagden schlussendlich mit einem 14:18 in die Pause zu gehen, insbesondere wenn, wie kurz vor der Sirene, auch noch Alu-Pech hinzu kommt.

Chancenverwertung Zünglein an der Waage

Die zweite Hälfte zeigte sich zu Beginn, wie auch die erste angefangen hatte: Die SGSH hatte die Chance auf den ersten Treffer, ließ die Gelegenheit aber aus. Wie es besser ging, zeigte sodann der Gast, der per Unterhand-Wurf auf +4 stellte (14:19, 32.). Die zitierten einfachen, selbstverständlichen Tore, sie wurden auch gegen Bielefeld zu selten und wenig geworfen. Die Gastgeber hielten aber Haltung und glaubten weiterhin an ihre Chance. Blaauw und Jaeger besorgten das 16:19, ehe die Bemühungen durch die Zeitstrafe Weßelings einen neuerlichen Dämpfer bekamen (34.). Die Drachen gewannen mit ein bisschen Glück hinten links den Ball und spielten um den Kreis, während die zwei Minuten runter liefen. Das drohende Zeitspiel wurde durch den gelben Karton für Bielefeld aufgehoben, doch konnte die SGSH auch diesen Angriff am Ende nicht vergolden (35.).

Wenig später war Weßling dann zur Stelle und brachte seine Farben wieder ein wenig näher heran – quasi direkt nach seinem Tor zum 17:19 zog die TSG jedoch das Timeout  und ließ das Momentum versanden (37.). Nach wie vor blieb zudem die Chancenverwertung ein Manko in Schalksmühle und Halver: Dem verwandelten Siebenmeter der Gäste hätte die passende Antwort folgen können, der Wurf blieb jedoch in der Deckung hängen, geriet in TSG-Besitz und wurde nach mustergültigem Konter zum 17:21 versenkt (39.). Gerade nachdem Weßeling mit seinem sechsten Treffer abermals verkürzte, verloren die Dragons das Spielgerät im eigenen Vorwärtsgang wieder und schluckten den nächsten Treffer (43.). Zu selten gelangen den Dragons direkte, erfolgreiche Gegenstöße wie der zum 19:22 Sekunden später.

Kurz vor dem Beginn der Crunch Time sollte es dann richtig schwer werden: Die TSG verwandelte einen weiteren Siebenmeter sicher, zog auf +5 davon und spielte wieder in Überzahl. Der eigene Offensivversuch ging danach – natürlich – an den Querbalken, nicht gerade Futter für eine angestrengt-angespannte Handball-Seele. Vereinzelt brachen die Jungs von Dmytruszynski freilich durch, Jaeger etwa wuchtete einen Ball sehenswert in den linken Giebel (20:24, 48.). Die Gäste aber kamen mit deutlich weniger Aufwand zu ihren Toren, profitierten aus der Überzahl und einfachem Wurfglück. Mit noch zehn Minuten auf der Uhr und einem 21:26-Rückstand auf dem Rücken hätte das Verwerten von Schlüsselmomenten gewiss einen größeren Aufschwung bewirken können. Doch nachdem Boerner auch im Nachwurf am glänzend reagierenden TSG-Keeper scheiterte und sich die Bielefelder den ein oder anderen Aufbaufehler erlaubten, konnte die SGSH zu wenig Kapital aus den sich bietenden Möglichkeiten schlagen.

Dmytruszynnski versuchte nochmal alles und versammelte seine Mannschaft um sich, doch ging man mit einem Fünf-Tore-Rückstand und in Unterzahl in die letzten sieben Minuten. Einsatz und Willen konnte man den Drachen wahrlich nicht absprechen, Jaeger warf sich mit aller Kraft in einen langen Wurf auf das leere SGSH-Gehäuse (54.). Mit Ablauf der einen handelten sie sich aber die nächste Zeitstrafe ein und spielten nunmehr vier Minuten am Stück mit einem Mann weniger – gegen gut gestaffelte Gäste eine zu große Hürde an diesem Abend. Zwar traf Jaeger in der Folge noch zum 23:27, während die TSG das leere Tor verfehlte. Allein, es blieb nicht mehr genügend Zeit, noch die Wende herbeizuführen. Somit blieb auch Yorgovs Schlusspunkt zum 24:27 nicht mehr als ein an sich schöner Heber ohne größeren Mehrwert (59.).

Zum Abschluss des neunten Spieltags verpassen es die SGSH Dragons vor vielen Augen somit, im Einzelspiel des Wochenendes ein Ausrufezeichen im unteren Tabellendrittel zu setzen und sich etwas Luft zu verschaffen.

 

Match Facts

 

SGSH Dragons – TSG A-H Bielefeld 24:27 (14:18)

SGSH Dragons: Yorgov (2), Weßeling (6), Blaauw (2), Halfmann, Koenig (1), Schetters (3 (1/1)), N. Jannack, J. Jannack, Voss, Lüsebrink (1), Walch, Börner, Jaeger (8), Dommermuth (1).